Die Geschichte des Böllerschießens lässt sich bis ins 14. und 15. Jahrhundert zurückverfolgen, wobei die dokumentierten Quellen rar sind; der erste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahr 1377. Böllerschießen wird nicht als eigenständiger Brauch betrachtet, sondern hat sich gemeinsam mit anderen Traditionen entwickelt. Die Praxis, mit Schwarzpulver Lärm zu erzeugen, könnte so alt sein wie die Entdeckung des Schwarzpulvers selbst. Der Brauch des Weihnachtsböllerschießens im Berchtesgadener Land wurde 1666 erstmals urkundlich erwähnt. Im 18. Jahrhundert forderten das Kurfürstentum Trier und andere Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches durch entsprechende Erlassregelungen die Anschaffung von Böllern, um umliegende Gebiete zu alarmieren und so schnelle Nachbarschaftshilfe zu ermöglichen. Es gibt zwei Hinweise auf frühes Böllerschießen: Eine Sage besagt, dass die Bewohner von Hornberg im Schwarzwald solange Böllerschüsse für den Besuch des Fürsten (wahrscheinlich Eberhard Ludwig, 1677–1733) übten, bis ihnen das Pulver ausging, was zur Entstehung des Sprichworts „Das ging aus wie das Hornberger Schießen …“ führen könnte. Zudem wurde in einem Erlass vom 16. Juli 1696 das Böllerschießen in der Markgrafschaft Ansbach wegen seiner Gefährlichkeit unter Androhung von Strafen verboten. Des Weiteren berichten Überlieferungen aus dem 18. Jahrhundert von Schützengesellschaften, die Böllergeräte anfertigen ließen oder bei verschiedenen Festlichkeiten schossen.
Das Böllerwesen ist ein immaterielles Kulturgut, das von der UNESCO anerkannt wurde. Es spielt eine bedeutende Rolle bei verschiedenen öffentlichen Festlichkeiten und kirchlichen sowie weltlichen Anlässen. Zu den kirchlichen Festen zählen unter anderem Fronleichnam, Heiligabend, Weihnachten und der Dreikönigstag. Auch Patronatsfeste, die an den Festtagen der Schutzheiligen wie Barbara, Sebastian und Hubertus gefeiert werden, sind bedeutende Ereignisse. Weltliche Feste umfassen den Volkstrauertag, Silvester und Neujahr. Zudem werden bei Fahnenweihen, Vereinsjubiläen, der Eröffnung öffentlicher oder gemeindlicher Feste sowie beim Aufstellen des Maibaums Böller verwendet. Auch bei Traditionsevents wird auf das Böllerwesen zurückgegriffen. Die Verwendung von Böllern erfolgt beispielsweise als Ehrensalut für kirchliche und weltliche Würdenträger und Persönlichkeiten. Besonders bemerkenswert sind die Feierlichkeiten zu runden Geburtstagen ab 50 Jahren von langjährigen Vereinsmitgliedern und öffentlichen Personen, sowie die Ehrungen erfolgreicher Sportler bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Darüber hinaus wird beim Proklamieren von Schützenkönigen geböllert, ebenso wie bei Hochzeiten, einschließlich der goldenen, diamantenen und eisernen Jubiläen. Bei Beerdigungen findet das Dreifaltigkeitsböllern statt. Auf Anfrage der Kommunen wird das Böllerwesen auch bei Einweihungen, Empfängen und als Startsignal eingesetzt. Schließlich symbolisieren Böllerschüsse auch das Abwenden von Gefahren, wie etwa durch Bannsprüche oder Wetterschießen.
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